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12.12.2024 | Rückblick auf ein besonderes Symposium

Der Beginn der Veranstaltung…

Auf dem Campus Villingen-Schwenningen der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg (HfPolBW) fand am gestrigen Tag eine ganz besondere Veranstaltung statt, die in diesem Rahmen erstmals durchgeführt wurde: das Symposium Messerangriffe.

Die Hochschule lud die Polizeien der Länder und des Bundes sowie Polizeiangehörige des benachbarten Auslands zum Symposium Messerangriffe in die Sporthalle des Campus ein. Die Veranstaltung war auf mehrere hundert Teilnehmende ausgelegt. Es zeigte sich, dass der Bedarf und das Interesse riesig waren, denn die Kapazitäten waren schnell ausgebucht.

So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich am gestrigen Morgen eine lange Schlange vor der Hochschulpforte bildete, die jedoch pünktlich zur Veranstaltung aufgelöst war. Nach Abschluss entsprechender organisatorischer Maßnahmen konnten alle pünktlich zum Beginn in der Halle sein.

Organisiert wurde das erstmals angebotene Symposium zu diesem Thema vom Prodekan der Fakultät I – Führungs und Einsatzwissenschaften, Polizeidirektor Jürgen Renz, der auch selbst als Moderator durch die fast zehnstündige Veranstaltung führte.

…der Morgen

Doch zunächst wurde das Mikrofon weitergereicht. Der Präsident der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg Matthias Zeiser begrüßte die Gäste in der vollbesetzten Sporthalle und gab einen Ausblick auf die Punkte, die die Teilnehmenden im bevorstehenden Tagesverlauf erwartete: ein gut neunstündiges Non-Stop-Programm, das das Phänomen Messerangriffe von allen denkbaren Seiten aus betrachten sollte und am Ende noch einen praktischen Part geboten hat. Herr Zeiser begrüßte auch die Vertretungen der Medien, die bis zur Mittagspause die Möglichkeit hatten, die Veranstaltung zu verfolgen. Die Inhalte des Nachmittags waren dann den Polizeiangehörigen vorbehalten.

Herr Renz ergänzte die Begrüßung des Präsidenten mit organisatorischen Hinweisen. Er betonte, dass sich die HfPolBW als Hochschule für angewandte Wissenschaften nicht von der Masse abhebt, sondern mittendrin ist. Schließlich kündigte er den ersten Beitrag an. Professor Dr. Florian Eder aus der Fakultät III – Rechtswissenschaften beleuchtete das Notwehrrecht bei Messerangriffen mit dem Zusatz „wenn die Realität zum Handeln zwingt“. Seine Schwerpunktsetzung lag auf dem Strafrecht, polizeirechtliche Inhalte waren nicht Teil seines Vortrags. Trotz des sehr ernsten Themas gelang es Herrn Dr. Eder, seinem Publikum einen spannenden und sicherlich auch lehrreichen Beitrag zu präsentieren.

Nachfolgend sprach Polizeipräsident Markus Eisenbraun über Erfahrungen des Polizeipräsidiums Stuttgart zur Messerverbotszone in der Landeshauptstadt. Er zog ein positives Fazit über den Einsatz dieses Instruments, das eines unter vielen ist. Weitere Maßnahmen diesbezüglich sind in Planung. Als positiv zu sehen sind die doch empfindlichen Bußgelder und die Möglichkeit, die Waffen sofort einzuziehen, so dass diese auch nicht woanders zu einem späteren Zeitpunkt mehr eingesetzt werden können.

Professor Dr. Dirk Baier von der Universität Zürich beleuchtete die kriminologischen Befunde zur Messerkriminalität in Deutschland. Diese stellte er als einen Teil der Gewaltkriminalität dar, der nicht isoliert zu betrachten ist. Die Gewaltkriminalität hat kriminologisch viele Erkenntnisse, die auch zum Phänomen Messer passen.

…der Nachmittag

Nach der Mittagspause folgte der Vortrag „Psychologische und weitere Aspekte polizeilicher Einsätze im Zusammenhang mit Personen mit Messern“ durch Professor Dr. Clemens Lorei von der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit Hessen. Er ging auf psychologische Probleme ein, die sich auf die Bereiche Wahrnehmen, Gefährlichkeitsbewertung, Entscheiden und Handeln beziehen. In seinem Fazit sagte er auch, dass Ausbildung und regelmäßiges Training ein wichtiger Bestandteil in diesem Bereich sind.

Im Anschluss referierte Professor Dr. Johann Pixner von der Fakultät IV unserer Hochschule über die „Vorbereitung von Polizistinnen und Polizisten auf den Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen“. Die HfPolBW hat mehrere Formate entworfen, um die Kompetenzen der Studierenden zu verbessern. Ein „Trialog”, also ein Gesprächsformat zwischen psychiatrischen Patienten und deren Angehörigen, Polizeistudierenden und externe Psychiater soll die Betroffenenperspektive stärken. Bei “ProfisPOL” ist ein fallbasiertes Lernen anhand von professionellen Videos, die mit echten Schauspielern und Polizisten gedreht wurden, möglich. Zudem bietet ein szenariobasiertes Training authentische Fallbeispiele zum Einüben von richtigem Verhalten im Umgang mit psychisch auffälligen Personen.

Kriminalhauptkommissar Bernd Schober vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg stellte das „Lagebild und Statistiken zu Messerangriffen in Baden-Württemberg“ vor. Darin ist im öffentlichen Raum in ganz Deutschland ein deutlicher Anstieg der Delikte im Bereich „Messerangriffe“ zu erkennen.

Im Vortrag „Die waffenrechtliche Regulierung von Messern und die Kontrolle von Waffenverboten inkl. Änderungen durch das Gesetz zur Verbesserung der inneren Sicherheit und des Asylsystems vom 31.10.2024“ erklärte Prof. Dr. Thorben Spindler von der Fakultät III, dass es keine abschließende Definition von Messern gebe. Er zeigte verschiedene Messer und führte dazu aus, was mit diesen erlaubt und was verboten sei. Besonders ist hierbei zwischen Besitzen und Führen zu unterscheiden. Zudem ging er auf Messerverbotszonen und die neuen Kontrollbefugnisse darin ein.

Oberfeldarzt Oskar Mahler, Facharzt für Anästhesie, Notfall- und Alpinmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Ulm verdeutlichte die Gefährlichkeit und die medizinischen Folgen eines Messerangriffs. Er zeigte anschaulich Verletzungsmuster von Messerangriffen auf und erklärte anhand der Anatomie des Menschen, welche schnell lebensgefährlich sein können. Oft werden gefährliche Verletzungen nicht als solche wahrgenommen, was schnell fatale Folgen haben kann. Daher wurde die taktische Verwundetenversorgung (TVV) bei der Bundeswehr und der Polizei eingeführt. Zusammengefasst seien ein systematisches Vorgehen, das Trainieren der Fähigkeiten zur Versorgung, richtiges Equipment, frühes und entschlossenes Handeln sowie ein schneller Transport zum Krankenhaus überlebenswichtig.

Polizeihauptkommissar Michael MacLean, Einsatztrainer der HfPolBW, machte klar, dass die ersten fünf Minuten für das Überleben von Verwundeten entscheidend sind. Ein festgelegter Ablauf und die Ausrüstung, die der Polizei Baden-Württemberg zur Verfügung steht, retten bei richtiger Anwendung Leben.

Über die Folgen des polizeilichen Schusswaffengebrauchs, die Bewaffnung der Polizei Baden-Württemberg, die Grundlagen der Wundballistik und die Ergebnisse eines Versuchs zum Ziel- und Trefferverhalten beim Schießen informierte Polizeihauptkommissar Alexander Sauter, ebenfalls Einsatztrainer bei der HfPolBW.

…das Ende

Zum Schluss der Veranstaltung folgte mit einer Live-Vorführung ein absolutes Highlight. Unter der Leitung von Polizeihauptkommissar Jürgen Kestner, der in verschiedenen Kampfsportarten hoch graduiert ist und über jahrzehntelange Lehrerfahrung verfügt, wurde die Gefährlichkeit der Tatwaffe Messer eindrücklich und schonungslos dargestellt. Die Schnelligkeit und Präzision, mit welcher lebensgefährliche Verletzungen durch ein Messer zugefügt werden können, verblüften viele Besucher und machten teileweise sprachlos. Danach wurden aber auch einige Techniken gezeigt, wie man sich mit entsprechendem Training gegen ein Messer bei einer sogenannten Notabwehr in der Nahdistanz verteidigen könnte.

Abschließend bedankte sich der Veranstaltungsleiter Jürgen Renz bei allen Mitwirkenden und Helfenden für deren Unterstützung. Dieses Symposium, erste Veranstaltung dieser Art bundesweit, darf sicherlich als Erfolg gewertet werden.

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